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Was muss ich bei Begegnungen mit Wildtieren beachten?
Damit solche Begegnungen glimpflich ausgehen, ist respektvolles Verhalten entscheidend.
Begegnet man Wildtieren im Naturland, ist vor allem Ruhe gefragt. © Pixabay - Sharkolot
Wer sich in der eindrucksvollen Natur bewegt, kann mit etwas Glück auf verschiedene Wildtiere treffen – von Rehen und Wildschweinen bis hin zu seltenen Besuchern wie Elchen. Damit solche Wildtierbegegnungen für Mensch und Tier sicher bleiben, ist ein angepasstes, respektvolles Verhalten entscheidend.
Allgemeine Verhaltensregeln
Grundsätzlich gilt: Wildtiere sind keine Haustiere, sondern leben nach ihrem natürlichen Instinkt. Sie sind meist Fluchttiere und in der Regel scheu, meiden den Menschen und benötigen bei einer Begegnung immer einen freien Fluchtweg – auch im Siedlungsgebiet.
- Wildtiere niemals füttern: Sie verlieren sonst ihre natürliche Scheu, was gefährliche Situationen provozieren kann.
- Tiere nicht streicheln oder bedrängen – auch wenn sie ruhig wirken.
- ruhig bleiben, keine hektischen Bewegungen – das verringert Stress für Wildtiere.
- auf markierten Wegen bleiben, besonders in Schutzgebieten.
- keine Jungtiere berühren oder fotografieren – sie wirken verlassen, sind es aber nicht. Muttertiere sind meist in der Nähe.
In sensiblen Zeiten wie der Paarungszeit oder der Jungtieraufzucht reagieren viele Wildtiere besonders empfindlich. Hier gilt: größtmöglichen Abstand halten und leise den Rückzug antreten.
Verhalten bei verletzten oder zutraulichen Wildtieren
Wird ein verletztes Wildtier im Naturland gefunden, sollte man sich nicht nähern. Große Wildtiere wie Hirsch, Wildschwein oder Reh können im Schock unberechenbar reagieren. Stattdessen:
- Abstand halten
- Jagdausübungsberechtigten, Tierarzt oder Polizei informieren
- bei ungewöhnlich zutraulichen Wildtieren: Abstand besonders wahren – das Tier kann krank sein
Ähnliches ist bei Wildwechsel zu tun.
Mit Hund unterwegs – was beachten?
Wenn Sie mit Ihrem Hund im Naturland unterwegs sind, sollte er an der Leine geführt werden. Auch ein Hund, der nicht zur Jagd gehalten wird, kann plötzlich Wild wittern und dem Instinkt folgen – was zu einer Wildschweinbegegnung oder zur Störung von Bodenbrütern führen kann.
- immer anleinen, besonders im Frühling und Sommer
- Hund kontrolliert führen – auch außerhalb von Schutzgebieten
- Wildtiere meiden den Hund – Bachen (Wildschweine) sehen ihn als Feind
- wenn Gefahr droht: Hund ableinen, damit er flüchten kann
Das niedliche Rehkitz wird durch seine Mutter in der Nähe geschützt. © Pixabay – B. Schmidt
Reh, Gams, Mufflon, Hirsch – Fluchttiere mit feinem Gehör
Diese typischen Wildtiere sind scheu und nehmen Menschen frühzeitig wahr. Dennoch kann es zu Sichtungen kommen. Allgemein soll man sich bei Begegnungen langsam und ohne hektische Bewegungen zurückziehen, Blickkontakt ist zu meiden. In der Brunftzeit reagieren Männchen mitunter offensiv.
Wenn man auf einer Wiese einem Rehkitz begegnet, ist besondere Vorsicht geboten! Dieses wurde dann nämlich nicht von seiner Mutter ausgesetzt. Sie ist in der Nähe und äst an Gräsern und anderen Pflanzen. Das Jungtier darf nicht berührt werden, weil das Muttertier es sonst durch den fremden Geruch nicht mehr annimmt. Das gilt ebenso für andere junge Wildtiere. Daher werden Rehkitze bei Rettungseinsätzen durch die Feuerwehr, Jägerschaft oder Landwirte nicht direkt berührt, sondern mit viel Gras und anderen Pflanzen als „Schutz“ in Sicherheit gebracht.
Elche in Österreich – seltene Gäste
Elch-Sichtungen in Österreich sind selten, aber möglich, wie der Fall „Emil“ zeigt. Diese Tiere können über 2 Meter Schulterhöhe erreichen und wirken beeindruckend, sind aber meist friedlich – sofern sie nicht provoziert werden. Das richtige Verhalten ist dasselbe wie bei den vorherigen Wildtieren. Bei Aggression durch das Tier (gesträubtes Fell, scharrende Hufe) soll man sich durch eine Zickzackbewegung langsam entfernen. Bei Elchen auf der Straße gilt es im Auto zu bleiben und langsam abzuwarten.
Bachen werden für ihre Frischlinge zu Löwenmüttern.
Wildschweine – süß, aber oho!
Wildschweine sind Fluchttiere, doch besonders Bachen mit Frischlingen können aggressiv reagieren. Wenn ein Wildschwein sich nähert oder Warnzeichen zeigt (Schnauben, Zähneklappern, Schwanz aufgestellt):
- sofortiger Rückzug, langsam rückwärtsgehen (besonders bei Frischlingen)
- nicht rennen oder schreien
- erhöhte Position aufsuchen, z. B. Baumstumpf oder Hang
- Hund ableinen, falls er dabei ist
Verhalten bei Wolf, Bär und Luchs
Wölfe sind in Niederösterreich nur selten zu sehen und meiden den Menschen in der Regel. Meist handelt es sich um durchziehende Rüden.
- ruhig stehen bleiben, Tier zieht sich meist zurück
- wenn Annäherung erfolgt: laut sprechen, Arme heben, klatschen
- Niemals weglaufen! Das kann den Jagdinstinkt auslösen.
Bären sind die äußerste Seltenheit. Bei einer Begegnung soll man sich langsam zurückziehen und dabei das Tier im Auge behalten. Man soll sich nicht mit Stöcken oder Steinen verteidigen. Wenn sich der Bär aufrichtet, bedeutet das nur, dass er die Situation besser einschätzen will. Sollte er sich dennoch annähern, dann auf den Bauch legen und den Nacken mit den Händen schützen sowie totstellen. Anschließend ruhig bleiben und warten, bis der Bär gänzlich verschwunden ist.
Luchse sind scheue Einzelgänger und ungefährlich für Menschen. Geräusche und Bewegung vertreiben sie zuverlässig.
Die Wildkatze als stille Rückkehrerin
Die Europäische Wildkatze ist scheu und harmlos, aber gefährdet. Daher soll sie nur aus der Ferne beobachtet und nicht gefüttert oder angelockt werden. Die Bewahrung ihres natürlichen Verhaltens ist wichtig für ihren Fortbestand.
Bei Weidevieh am Weg muss man nicht in Panik verfallen. © Pixabay - maxmann
Richtiges Verhalten bei Weidevieh
Auch wenn Weidevieh nicht zu den klassischen Wildtieren zählt, handelt es sich hier ebenso um keine Streicheltiere. Man sollte möglichst am Weg bleiben und Abstand wahren. Bei fixierenden Blicken gilt es, die Distanz zu vergrößern und ruhig vorbeizugehen – egal ob man mit dem Bike oder zu Fuß unterwegs ist. Man soll sich nie zwischen Muttertier und Kalb stellen.
Keine Selbstverteidigung auf der Weide
Hunde sind direkt auf der Weide an der kurzen Leine zu führen. Beim Angriff durch eine Mutterkuh sind sie jedoch sofort abzuleinen. Die treuen Begleiter sorgen durch schnelles Ausweichen selbst für die Beseitigung der Gefahr. Außerdem sind Drohgebären mit dem Wanderstock tunlichst zu vermeiden, bei einer unruhigen Herde ist die Weide zügig zu verlassen und das Gatter zu schließen.
Rücksicht als bester Wildtierschutz
Das richtige Verhalten bei Wildtierbegegnungen schützt sowohl Mensch als auch Tier. Ob beim Wandern, Radfahren oder mit Hund unterwegs – mit Achtsamkeit, Respekt und Wissen wird das Naturland Niederösterreich zum sicheren Ort für alle.
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