Pflegemaßnahmen im Europaschutzgebiet Weinviertler Klippenzone

Das Projekt der Schutzgebietsbetreuung Weinviertel wurde im Zeitraum Juli 2020 bis Dezember 2021 umgesetzt.

Weinviertler Klippenzone

Das Europaschutzgebiet Weinviertler Klippenzone zählt zu einer der artenreichsten Landschaften im Naturland NÖ.

Entsprechend dem Handlungsleitfaden für das Europaschutzgebiet (ESG) wurde dieses vierte Umsetzungspaket durchgeführt. Die Aktivitäten zum naturschutzfachlichen Management von FFH-Schutzgütern im ESG Weinviertler Klippenzone (AT1206A00; FFH-Gebiet) fanden von Juli 2020 bis Dezember 2021 statt. Die Schwerpunkte lagen in der Wiederherstellung standortstypischer Lebensgemeinschaften durch fachlich begleitete Pflegemaßnahmen wie Spezialflächenmahd, Entbuschung und Beweidung sowie einzelne Erhebungen von Flora und Fauna.

Die konkreten flächenbezogenen Maßnahmen bezogen sich auf 9 Teilgebiete:

Im Naturdenkmal Zaya-Wiesen wurde ein Gehölzkonzept gegen die kontinuierlich fortschreitende Verkleinerung der Feuchtwiesen durch das Vordringen des Waldes wegen der erwartbaren negativen Auswirkungen (u.a. auf Chloriona vasconia und Metapterus linearis) erarbeitet. Der Pflegeschnitt von Kopfweiden als potenzieller Lebensraum für Alt- und Totholzbewohner (Osmoderna eremita A1084, Lucanus cervus A1083) wurde durchgeführt. Die Mahd der Feuchtwiesen wurde mit landwirtschaftlicher PartnerInnen organisiert. Aufgrund der feuchten Bodenverhältnisse blieben im September 2020 einzelne Flächen ungemäht. 2021 konnte jedoch im Juni und im September das gewonnene Heu zur Gänze abtransportiert und genutzt werden. Im Bericht sind auch Vogelarten aus ehrenamtlich durchgeführten ornithologischen Sichtungen dokumentiert (u.a. Bekassine und Doppelschnepfe).

Im Naturschutzgebiet Zeiserlberg (Gemeinde Ottenthal) wurde das Pflegeregime – eine Kombination aus Gehölzschwendung, naturschutzkonformer Beweidung und Mahd - fortgeführt und wurde - abgestimmt auf die Vorkommensbereiche des Schutzguts Tatarischer Meerkohl (Crambe tataria A4091) - mosaikartig durchgeführt. Die bereits 2017 gestartete Beweidung mit Schafen zeigte besondere Erfolge wie den für das Gebiet ersten Nachweis des Purpur-Knabenkrautes (Orchis purpurea) im halbschattigen Bereich der Schafweide und die optimale Entfernung des Roten Hartriegels durch Beweidung von vorher mechanisch bekämpften (Aushacken) Flächen des Roten Hartriegels. Pflegeeinsätze mit Freiwilligen der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft Wien und der Gemeinde Ottenthal fanden statt. Die Pflegemaßnahmen fokussierten auf das Zurückdrängen der expansiven Brombeeren und auf das Aushagern des Unterhangs durch Schafbeweidung. Ein vor zweieinhalb Jahren gestarteter Ansaatversuch von Crambe tataria ging in die Endphase und es zeigte sich, dass die damals eingebrachten Samen immer noch keimen, die Ausfälle generell jedoch sehr hoch sind.

Der ca. 5 Hektar große Halbtrockenrasen auf dem Steinberg (Gemeinde Neusiedl an der Zaya) wurde im Winter 2020/21 von den Grundbesitzern einer Pflegemaßnahme in Form von Schwendung unterzogen. In Hinblick auf eine nachhaltige Sicherung u.a. des Zotten-Leims (Linum hirsutum) und der Frühlings-Adonis (Adonis vernalis) sollte dieser naturschutzfachlich bedeutsamen Standort beweidet werden. Seitens der kontaktierten BeweiderInnen ergab sich leider keine Zusage zu einer mobilen Beweidung.

Auf den Trockenrasen bei Falkenstein im Umfeld der Burgruine wurden wie in den Vorjahren Entbuschungen durchgeführt und die Beweidung mit Schafen und Ziegen fortgesetzt bzw. ausgedehnt. Es konnten fünf Weideflächen (Stoamandl, Skulpturenhügel, Unterer Parkplatz, Oberer Parkplatz, Burg) eingerichtet werden. Von den durch die Beweidung entstehenden kurzrasigen Flächen mit hohen Offenbodenanteil profitiert u.a. die Kuhschelle (Pulsatilla grandis).

Auf den Wacholderheiden am Buschberg wurden - ausgehend von den Pilotflächen aus dem Jahre 2019 und in Abstimmung mit dem Naturpark Leiser Berge sowie den Behörden - Entbuschungen durchgeführt und die Beweidung mit Schafen fortgesetzt bzw. ausgedehnt. Die Waldweide wird mit dem zuständigen Forstaufsichtsorgan regelmäßig begutachtet. Der Wacholderbestand profitiert von der Freistellung, Überhälter bleiben unversehrt, die Asthaufen, die nach dem Freischneiden der Netzgassen im Wald verbleiben können, bieten optimale Ausgangspunkte für Naturverjüngung von Gehölzen.

Das Naturschutzgebiet Glaubersalzböden (Gemeinde Großharras) mit dem prioritären Lebensraumtyp des Anhangs I der FFH Richtlinie – LRT 1530 Pannonische Salzsteppen und Salzwiesen mit Arten wie Glaux maritima, Galatella cana oder Peucedanum officinale - besteht aus 2 Teilgebieten.  Im Teilgebiet „Hintausäcker“ wurde wie in den Vorjahren eine jährliche Spezialflächenmahd (Mähtrac und Motorsense/Schwaden per Hand) durchgeführt sowie zur Evaluierung auf der 2018 eingerichteten Dauerbeobachtungsflächen (Rötzer 2018b) eine Vegetationskartierung samt Erhebungen zu Glaux maritima und weiteren Zeigerarten von Salzstandorten durchgeführt und die Bestandsentwicklung analysiert. Im Teilgebiet „Saliterweide“ wurde das massive Nachwachsen der Ölweide aus den Stöcken (Schwendung im Winter 2018/19) durch das Ausbaggern der Wurzelstöcke effizient gestoppt.

Heuballen liegen auf einem abgeernteten Feld.

Heu-Ballen im Naturdenkmal Zaya-Wiesen.

Für die restlichen Teilgebiete konnte das geplante internationale Work-Camp mit Jugendlichen aus aller Welt (Erhaltung und Entwicklung von Trockenrasen am Grünen Band Europa) coronabedingt im Herbst 2020 leider nicht durchgeführt werden. Die Pflegeeinsätze wurden deshalb zum Teil mit der Ortsbevölkerung durchgeführt und zum Teil professionellen Landschaftspflegern übertragen. Einsatzorte dabei waren der Höhlenstein/Falkensteiner Berg (Gemeinde Falkenstein), die Staatzer Klippe (Naturdenkmal, Gemeinde Staatz-Kautendorf), der Schweinbarther Berg (Gemeinde Drasenhofen) und der Heidberg (Naturdenkmal, Gemeinde Wildendürnbach). Im letztgenannten Gebiet erfolgte zur Überprüfung des Maßnahmenerfolgs, insbesondere zur Beurteilung des aktuellen Beweidungsmanagements (Pferde, Ziegen), die Einrichtung und erstmalige Vegetationserhebung auf Dauerbeobachtungsflächen (5 x 5m bzw. u.a. Horstzählung Stipa tirsa). Dies bildet die Grundlage für zukünftige Monitoringdurchgänge.

Weiters wurden für den Blauen Berg in Oberschoderle (Naturdenkmal und Umgebung, Gemeinde Stronsdorf), Halbtrockenrasen mit Vorkommen von Taraxacum serotinum und Orchis militaris (Gemeinde Drasenhofen), Felstrockenrasen Staatzer Klippe (Götterbaumbekämpfung im Umfeld des Naturdenkmals), Waschberg bei Leitzersdorf und im Naturdenkmal Galgenberg (Gemeinde Michelstetten) Erhaltungsmaßnahmen naturschutzfachlich begleitet bzw. initiiert und im letztgenannten Gebiet auch die wiederkehrenden Erhebungen von Kuhschellen (Pulsatilla grandis, Pulsatilla pratensis nigricans) durchgeführt.

Den Rahmen für diese Aktivitäten bot die Schutzgebietsbetreuungen, deren Tätigkeiten von Gebietsbesichtigungen, Beratungsleistungen gegenüber Netzwerkpartnern, Bewusstseinsbildung, Weiterentwicklung und Konkretisierung von Projektideen bis hin zur Initiierung und Vorbereitung weiterer Folgeprojekte reichte und dabei zugleich das Ziel des Aufbaus regionaler Strukturen und Partnerschaften zur langfristigen Sicherung von Schutzgütern verfolgte.

Das Projekt ist ein Beitrag zur NÖ Schutzgebietsbetreuung, die von der Energie- und Umweltagentur NÖ koordiniert wird.

Projektdaten

Projektträger: Amt der NÖ Landesregierung, Abt. Naturschutz

Projektlaufzeit: Juli 2020 - Dezember 2021

betroffene Regionen: Weinviertel (im Gemeindegebiet von Altlichtenwarth, Asparn an der Zaya, Drasenhofen, Ernstbrunn, Falkenstein, Gaweinsthal, Gnadendorf, Großkrut, Großharras, Groß-Schweinbarth, Harmannsdorf, Hauskirchen, Herrenbaumgarten, Laa an der Thaya, Ladendorf, Leitzersdorf, Leobendorf, Mistelbach, Nappersdorf-Kammersdorf, Neudorf bei Staatz, Neusiedl an der Zaya, Niederhollabrunn, Niederleis, Ottenthal, Poysdorf, Seefeld-Großkadolz, Staatz, Stronsdorf, Ulrichskirchen-Schleinbach, Wildendürnbach und Zistersdorf)

betroffene Schutzgebiete: ESG Weinviertler Klippenzone, Naturschutzgebiet Zeiserlberg, Naturschutzgebiet Glaubersalzböden, Naturpark Leiser Berge, 5 Naturdenkmäler, Handlungsfelder Trockenraseninseln im Weinviertel sowie Alt- und Totholzbewohner.

mit dabei waren: FachexpertInnen, LandwirtInnen, Gemeinden, Grundeigentümer, Landschaftsplegedienstleister, Unis, Bevölkerung/Freiwillige

Bewusstseinsbildung für Naturschätze im Projektgebiet über: Gespräche, gemeinsame Pflegeeinsätze und fachliche Begleitung von Gemeinden, Bewirtschaftern, Jägern und anderen Akteuren in dem Gebiet, Pressearbeit (ORF-Beitrag Land und Leute, Artikeln in Zeitschriften, Homepage-Beiträge für Naturland NÖ und NÖ Naturschutzbund)