Naturschutzmanagement in der Weinviertler Klippenzone

Das Projekt der NÖ Schutzgebietsbetreung wurde gemeinsam mit PartnerInnen vor Ort von August 2021 bis April 2023 erfolgreich umgesetzt.

Detailaufnahme einer Wacholderpflanze mit blauen Beeren und Stacheln

Wacholder am Buschberg - Charakterart des europaweit bedeutsamen Lebensraums Wacholderheide (LRT 1530*)

Entsprechend dem Handlungsleitfaden für das Europaschutzgebiet (ESG) Weinviertler Klippenzone wurde dieses fünfte Umsetzungspaket durchgeführt. Neben der Wiederherstellung standortstypischer Lebensgemeinschaften durch Pflegemaßnahmen wie Spezialflächenmahd, Entbuschung und Beweidung wurde auch der Handlungsbedarf für die neun neuen Teilgebiete erarbeitet und Erhebungen zu seltenen Pflanzen und Insekten durchgeführt.

Management von Salzlebensräumen

Auf der Saliterweide, einem Teilgebiet des Naturschutzgebietes Zwingendorfer Glaubersalzböden, erfolgte im Winter 2022/23 die forstlich genehmigte Rodung der ausbreitungsfreudigen Ölweiden auf einer Fläche von ca. 1.150 m². Es wird sich in den kommenden Jahren zeigen, ob sich auf diesen nun offenen Rohböden erneut eine Salzvegetation etablieren kann. Im ortsnahen Teilgebiet erfolgte die periodisch erforderliche Pflege der Salzwiesen. Aufgrund des geringen Flächenausmaßes in ganz NÖ und in diesem Europaschutzgebiet wurden für den prioritären Lebensraum Pannonischen Salzsteppen und Salzwiesen (FFH-Lebensraumtyp LRT 1530*) erste Überlegungen zur Regeneration geeigneter Standorte im unteren Pulkautal und Laaer Becken durchgeführt.

Beweidung als geeignete Pflegemaßnahme für Halbtrocken- und Trockenrasen

Im Naturschutzgebiet Zeiserlberg bei Ottenthal konnte die seit 2017 laufende Beweidung auch 2022 fortgeführt werden. Weiters fand im August 2022 ein Freiwilligeneinsatz der Zoologisch-botanischen Gesellschaft Wien gemeinsam mit der Gemeinde Ottenthal statt. Ergänzend dazu kam im darauffolgenden Herbst und Winter auch ein professioneller Landschaftspflegetrupp zum Einsatz, der vor allem den sehr hartnäckigen Brombeerbestand, aber auch stark wurzelausläuferbildende Gehölze wie Roten Hartriegel durch Aushacken weiter entfernte.

Auf den Trockenrasen von Falkenstein wurde 2022 die Beweidung von insgesamt 4,8 ha Fläche fachlich begleitet und fortgesetzt. Im Vorfeld mussten die teils stark von Rotem Hartriegel verwachsenen Netzgassen wieder freigestellt und eine Entbuschung von Teilen der Halbtrockenrasen durchgeführt werden. Auf den Halbtrockenrasen in Steinebrunn erfolgte in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Drasenhofen, die auch den Weidezaun zur Verfügung stellt, mit einem ortsansässigen Schafzüchter eine Beweidung. Im Projekt wurde die Beweidung fachlich gesteuert und durch das Freistellen breiter Netzgassen unterstützt. Die Offenflächen sollten weiterhin schrittweise vergrößert werden.

Ziege steht auf den Hinterbeinen und frißt an einem Baum.

Burenziegen helfen mit, die wertvollen Trockenrasen offen von Büschen und Bäumen zu halten.

Waldweide am Buschberg

Der Erhalt der großflächigen Wacholderheide auf dem Buschberg im Naturpark Leiser Berge ist zentral, da es nach derzeitigem Wissenstand innerhalb des Europaschutzgebietes nur noch diese Bestände des Lebensraumtyps gibt. Die dafür 2019 begonnene Waldweide konnte fortgesetzt werden. Die kontinuierliche Weidepflege in Form des Hintanhaltens erneut aufkommender Sträucher auf den Weideflächen und entlang der Netzgassen ist wichtig. Mittlerweile hat sich der offene Charakter des Eichen- und Kiefernbestandes verstärkt, womit die Ausbildung einer ausgesprochen blütenreichen Krautschicht einhergeht. Die Waldweide der Wacholderheiden erfolgte in enger Abstimmung mit der Forstbehörde.

Jugend- und Friedensarbeit durch Naturschutz

2021 war auf den Trockenrasen am Grünen Band Europa entlang der Grenze zu Südmähren ein internationales Camp mit Jugendlichen aus aller Welt unter Einbindung der lokalen Bevölkerung tätig. Einsatzorte dabei waren der Höhlenstein/Falkensteiner Berg (Gemeinde Falkenstein), die Staatzer Klippe (Gemeinde Staatz-Kautendorf), der Schweinbarther Berg (Gemeinde Drasenhofen) und der Heidberg (Gemeinde Wildendürnbach). Auch der Handlungsbedarf für nächste Pflegeeinsätze wurde definiert, wie u.a. für den Heidberg wo Robinien-Jungtriebe im Südosten des Naturdenkmals - nahe des Gipfels - deutlich zunehmen. Eine regelmäßige Nachpflege ist hier von großer Bedeutung, da ja direkt östlich anschließend an die Naturdenkmalfläche ein Robinienforst stockt, von dem aus sowohl Samenflug als auch Wurzelaustriebe verstärkt in das Gebiet eindringen.

Bekämpfung einer EU weit invasiven Baumart

Der Götterbaum (Ailanthus altissima) stellt als invasive Baumart eine der größten Bedrohungen für Offen- und Waldstandorte im Weinviertel dar, so auch im Naturdenkmal Staatzer Klippe. Hier erfolgte in enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde eine Kartierung der Götterbaumbestände im Naturdenkmal und in einem etwa 1 km großen Puffer-Radius. Anschließend erfolgten erste Bekämpfungsmaßnahmen mit dem biologischen Mittel Ailantex, mit dem in anderen Gebieten bereits gute Erfolge erzielt werden konnten.

Friedhofsmauer mit Pfeilern aus Ziegeln, davor steht ein knorriger alter Baum.

Naturdenkmäler bieten Lebensraum für Alt- und Totholzbewohner.

Alt- und Totholz erhalten

Im Bereich des ESG Weinviertler Klippenzone bestehen einige Alleen, die aufgrund ihrer hohen Bedeutung als Naturdenkmäler ausgewiesen wurden. Über deren Zustand liegen jedoch in vielen Fällen wenige oder keine Informationen vor. Die sieben Naturdenkmäler (Ladendorf, Stronsdorf, Hagenberg, Poysbrunn, Martinsdorf, Grafensulz, Nexing) wurden besichtigt und der Handlungsbedarf umrissen. In der Allee in Stronsdorf konnte dabei gemeinsam mit der Gemeinde Stronsdorf erreicht werden, dass die notwendige Pflege der Bäume laut Baumkataster nochmals naturschutzfachlich und mit einem dafür geschulten Baumpfleger abgestimmt wurde und wertvolle Stammteile als Totzholhabitat an sonnigen Stellen im Bauhof-Gelände der Gemeinde verbleiben. Die Allee Ladendorf, als eine überregional bedeutende Allee, wird seit vielen Jahren von einer Privatperson betreut, die bereits Verbesserungen erreichen konnte.

Nachschau seltener und geschützter Arten – Grundeigentümer einbezogen

Zwei, der in Österreich vom Aussterben bedrohten und geschützten Steppenpflanzen - Astragalus danicus (Dänischen Tragant) und Trinia kitaibelii (Groß-Faserschirm) – wurden im Vorkommensgebiet Kottingneusiedl näher untersucht. Um abzuklären, wie es um die Bestände dieser beiden Arten bestellt ist und ob es sogar möglich wäre, den Dänischen Tragant von hier wieder auf dem einstmaligen Fundort Saliterweide anzusalben, wurde eine Untersuchung und Bestandserhebung durchgeführt. Es zeigte sich, dass der Dänische Tragant hier ebenfalls bereits verschwunden ist und dies nach Angaben von Experten auch für das dritte Vorkommen gilt, womit er nach aktuellem Wissenstand in ganz Österreich als verschollen gilt. Der Groß-Faserschirm existiert noch auf mehreren Flächen bei Kottingneusiedl und bei einem gemeinsamen Lokalaugenschein mit den Grundeigentümern wurden Möglichkeiten zum Erhalt der Trockenstandorte besprochen.

Die Feuchtfläche bzw. der Salzstandort im Thayapark bei Laa an der Thaya hat zwar keinen Schutzgebiets-Status, beherbergt jedoch bedeutende Vorkommen hochgradig gefährdeter Feuchtgebietsarten (Rotschenkel, Knoblauchkröte, Agramma atricapillum (Wanze), Tetrix bolivari (Heuschrecke), etc.) besonders in nassen Jahren. Notwendige Maßnahmen wurden gemeinsam mit der Gemeinde Laa an der Thaya und deren Pächter abgestimmt. Im Naturdenkmal Blauer Berg bei Oberschoderlee existiert eines von nur noch zwei Vorkommen der Hornmelde (Kraschenninikovia ceratoides). Eine aktuelle Bestandserfassung sowie der Vergleich mit einer Erhebung aus 2006 haben ergeben, dass sich der Bestand am Blauen Berg flächenmäßig etwas vergrößert hat. Auch die Altersstruktur mit vielen Keimlingen und jüngeren Pflanzen zeigen ein durchaus positives Bild über den Zustand des Bestandes.

Artenvielfalt - Zählungsaktion

Im Naturpark Leiser Berge fand im Juni 2022 ein Insektencamp mit ca. 45 Studierenden statt, die von mehreren Expertinnen und Experten betreut wurden. Ziel war es, einen möglichst umfassenden Überblick über die Artengarnitur der Evertebraten zu erlangen. Binnen vier Tagen konnten fast 1.500 Arten festgestellt werden. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen wurden Vorschläge zum Erhalt dieser hohen Biodiversität formuliert. Diese Daten stehen nun auch dem Naturpark sowie der NÖ Schutzgebietsbetreuung zur Verfügung.

Infotafel für ein Naturschutzgebiet steht am Rand einer Hecke.

Infotafeln wie hier am Blauen Berg in Oberschoderle erklären die Besonderheiten des Gebietes.

Handlungsleitfaden für das ESG wurde ergänzt

Zu den ursprünglich 15 Teilgebieten des ESG Weinviertler Klippenzone kamen im Zuge einer Nachnominierung neun weitere hinzu. Diese wurden besichtigt und der Handlungsbedarf zum Erhalt der ausgewiesenen Schutzgüter herausgearbeitet, wobei in vielen Fällen im ersten Schritt die Schaffung einer aktuellen Datengrundlage nötig sein wird.

Schutzgebietsbeauftragter vor Ort

Den Rahmen für all diese Aktivitäten bot die Schutzgebietsbetreuung, deren Tätigkeiten von Gebietsbesichtigungen, Beratungsleistungen gegenüber Netzwerkpartnern, Bewusstseinsbildung, Weiterentwicklung und Konkretisierung von Projektideen bis hin zur Initiierung und Vorbereitung weiterer Folgeprojekte reichte und dabei zugleich das Ziel des Aufbaus regionaler Strukturen und Partnerschaften zur langfristigen Sicherung von Schutzgütern verfolgte. Mit den neu gegründeten KLAR-Regionen wurden Synergien besonders im Bereich invasiver Arten etabliert.

Das Projekt ist ein Beitrag zur NÖ Schutzgebietsbetreuung, die von der Energie- und Umweltagentur NÖ koordiniert wird.

Projektdaten

Projektträger: Amt der NÖ Landesregierung, Abt. Naturschutz

Projektlaufzeit: August 2021 – April 2023

betroffene Regionen: Weinviertel (im Gemeindegebiet von Altlichtenwarth, Asparn an der Zaya, Drasenhofen, Ernstbrunn, Fallbach, Falkenstein, Gaweinsthal, Gnadendorf, Großkrut, Großharras, Groß-Schweinbarth, Harmannsdorf, Hauskirchen, Herrenbaumgarten, Laa an der Thaya, Ladendorf, Leitzersdorf, Leobendorf, Mistelbach, Nappersdorf-Kammersdorf, Neudorf bei Staatz, Neusiedl an der Zaya, Niederhollabrunn, Niederleis, Ottenthal, Poysdorf, Seefeld-Großkadolz, Staatz, Stronsdorf, Sulz im Weinviertel, Ulrichskirchen-Schleinbach, Wildendürnbach und Zistersdorf)

betroffene Schutzgebiete: ESG Weinviertler Klippenzone, Naturschutzgebiet Zeiserlberg, Naturschutzgebiet Glaubersalzböden, Naturpark Leiser Berge, 13 Naturdenkmäler, Handlungsfelder Trockenraseninseln im Weinviertel, Salzlebensräume im Marchtal und Pulkautal sowie Alt- und Totholzbewohner.

mit dabei waren: FachexpertInnen, LandwirtInnen, Gemeinden, Grundeigentümer, Landschaftsplegedienstleister, Baumpfleger, Vereine, Unis, Bevölkerung/Freiwillige, KLAR-ManagerInnen, BehördenvertreterInnen

Bewusstseinsbildung für Naturschätze im Projektgebiet über: Gespräche, gemeinsame Pflegeeinsätze und fachliche Begleitung von Gemeinden, Bewirtschaftern, Jägern und anderen Akteuren in dem Gebiet, inputs bei Veranstaltungen, Artikeln in Gemeindezeitungen, Zeitschriften, Homepage-Beiträge für Naturland NÖ

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