Neue Bäume für den Eremit

Im Naturdenkmal „Zayawiesen Mistelbach“ entstehen neue Kopfweiden für ein einzigartiges Urwaldrelikt. Hier leben seltene, europaweit geschützte Käfer.

Zayawiesen

Die Kopfweidenbestände in den Zayawiesen bei Mistelbach wurden im April im Rahmen des Schutzgebietsnetzwerkes gepflegt bzw. neue Kopfweiden angelegt.

Das Naturdenkmal „Zayawiesen“ ist das letzte Relikt ehemals ausgedehnter Feuchtgebiete im gesamten Zayatal. Dieses 16 Hektar umfassende Naturjuwel weist ein eng verzahntes Mosaik aus Teichen, Feuchtwiesen, Schilfgebieten und Waldflächen auf und beherbergt zudem auch noch einen bedeutenden Bestand alter Kopfweiden.

Kopfweiden als Lebensraum

Um die Schutzgüter des Naturdenkmales langfristig zu sichern, wurde im Rahmen der Schutzgebietsbetreuung im Jahr 2016 ein Pflegekonzept erstellt. Dieses umfasste auch einen Kopfweiden-Kataster, in dem diese Zeitzeugen einer längst vergangenen Nutzungsform verortet und beschrieben wurden. Es zeigte sich, dass sich viele dieser alten Bäume in einem sehr schlechten Zustand befanden. Werden Kopfweiden nicht regelmäßig gepflegt und zurückgeschnitten, so zerbrechen die meist hohlen Stämme und der Baum ist verloren. Doch sind es gerade diese alten, höhlenreichen Bäume, in deren Inneren sich eine Vielzahl seltener Käfer und anderer Insektenarten aufhalten und den Mulm als Lebensraum nutzen.

zerbrochene Kopfweide

Kopfweiden sind Lebensraum für zahlreiche Tierarten wie z.B. den Eremit, eine seltene Käferart. Werden diese nicht regelmäßig gepflegt, zerbrechen sie.

Neue Köpfe für die Zayawiesen

Besonders wichtig für so seltene Käferarten wie den Eremit (Osmoderma eremita), einer EU-weit geschützten Käferart, die hier im Naturdenkmal beheimatet ist, ist ein kontinuierliches Angebot alter, hohler Bäume. Der Name Eremit weist darauf hin, dass er sehr zurückgezogen lebt. Oftmals verlässt er den Baum, in dem er sich als Larve entwickelt hat, gar nicht, sondern legt in eben diesem erneut seine Eier ab oder überwindet nur kurze Distanzen bis zum nächsten geeigneten Stamm. Es ist daher entscheidend, dass sein Lebensraum kontinuierlich im engeren Umfeld zur Verfügung steht.

Vorbildliche Zusammenarbeit mit der Gemeinde

Angesichts des schlechten Zustandes vieler Kopfweiden ist es daher notwendig, wieder neue anzulegen. Dies erfolgte im Winter 2019/20 in enger Zusammenarbeit mit der Stadtgemeinde Mistelbach, der an dieser Stelle herzlich für die professionelle Umsetzung der Maßnahmen gedankt wird! Bei einer ersten Besichtigung im April 2020 zeigten diese Weiden bereits erste Ansätze, auszutreiben und legen somit den Grundstein für die Sicherung der Population des Eremiten.

Text: Manuel Denner