Mit Citizen Science das Naturland erforschen

Citizen Science liefert einen wichtigen Beitrag zur Forschung. Unterschiedliche Projekte zu Naturschätzen laden zur Mithilfe ein.

Feuerfalter auf einem Grashalm

Zahlreiche Naturschätze können durch Citizen Science erforscht werden - wie etwa dieser Feuerfalter.

Citizen Science erfreut sich als wissenschaftliche Methode zunehmender Beliebtheit. Hier arbeiten Wissenschaftler­innen und Wissenschaftler mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern zusammen. Die "Hobbyforscherinnen und -forscher" übernehmen unterschiedlichste Tätigkeiten, um bei den Projekten mitzuwirken: Forschungsfragen definieren, Daten sammeln, Sichtungen melden, Texte erstellen, Proben nehmen, Publikationen verfassen oder bei der Datenauswertung unterstützen.

Citizen Science schafft eine größere Datengrundlage

So tragen sie durch aktive Mitarbeit zum Erfolg von Forschungsprojekten bei. Für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hat Citizen Science den Vorteil das „Projektteam“ stark erweitern zu können, und auf diesem Weg zum Beispiel viel mehr Daten zu sammeln. Viele Projekte laden im Naturland NÖ zur aktiven Mitarbeit ein, von denen hier wenige ausgewählt vorgestellt werden.

Alpenbockkäfer auf Totholz

Der Nationalpark Donau-Auen lädt zu Meldungen des Alpenbockkäfers ein.

Hobbyforschung für Insektenliebhaber

Glühwürmchen als nächtliche Lichtbringer werden von Groß und Klein sehr geschätzt. Nicht ohne Grund gelten sie als Gütezeichen für naturnahe Gärten. Die Umweltberatung bietet nicht nur wertvolle Ratschläge, um Glühwürmchen in der eigenen Grünoase zu fördern. In einem Meldeportal sollen umso mehr eigene Sichtungen eingepflegt werden. Außerdem bietet die Blinkkarte einen guten Überblick zu Ausflugsorten mit den Leuchtkäfern.

Die Citizen Science im Nationalpark Donau-Auen widmet sich derzeit verstärkt dem Alpenbockkäfer (Rosalia alpina). Diese totholz­bewohnende Art ist in Ostösterreich in Ausbreitung begriffen und durch ihre markant hellblau-graue Färbung gut zu erkennen. Ein neues Meldeportal für Alpenbockkäfer des Nationalparks kann ab sofort von den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie Gästen der Nationalparkregion verwendet werden. Zum eindeutigen Nachweis ist auch ein Foto-Upload des Fundes hilfreich.

Citizen Science zur Reduktion von tierischen Straßenopfern

Die Universität für Bodenkultur Wien nimmt sich der Straßen an - oder um genauer zu sein, den Opfern dieser vielgenutzten Wege. Im Projekt Roadkills können interessierte Bürgerinnen und Bürger auf unterschiedlichste Art und Weise mitwirken. Von der Formulierung von Forschungsfragen und gemeinsamen Abstimmungen bis hin zu einfachen Meldungen und Bestimmungen ist vieles möglich. Das Ziel dieses Citizen-Science-Projektes ist es, die Zahl an tierischen Straßenopfern zu minimieren. Durch die Schaffung einer großen Datenbank sollen Hotspots erhoben werden, an denen besonders viele Todesopfer auftreten, und diese durch Folgeprojekte entschärft werden.

Wechselkröte ragt aus einem Gefäß mit Wiese im Hintergrund.

Die Wechselkröte kann durch das Anlegen von Teichen im eigenen Garten gefördert werden.

Wechselkröte und Co. im eigenen Garten fördern

Amphibien zählen zu den am stärksten gefährdeten Tiergruppen weltweit. Die Gründe dafür sind der Verlust von Lebensraum, Pilzkrankheiten und Änderungen in der Landnutzung. Die Universität für Bodenkultur Wien möchte mit Amphibiom beweisen, dass jeder und jede mit wenig Aufwand die Wechselkröte und andere Zielarten mit wenig Aufwand fördern kann. Durch das Einsetzen von Teichschalen im eigenen Garten sollen neue Lebensräume geschaffen werden. Das Melden von so angesiedelten Arten per App gibt Rückschlüsse auf deren Verbreitung. Außerdem können Amphibienrufe in "AmphiApp" eingepflegt werden.

Citizen Science für das Leben unter uns

Obwohl Regenwürmer gern gesehene Gäste in unseren Gärten sind, ist ihr Forschungsstand noch ausbaufähig. Das Projekt SoilRise will das ändern - mit Spaten ausgerüstet können interessierte Bürgerinnen und Bürger tatkräftig den Boden unter die Lupe nehmen. So soll die Verbreitung von Regenwürmern europaweit und deren Artenkenntnis vertieft werden. Unterschiedliche Bevölkerungsgruppen sind gefragt, um diese unscheinbaren Bodenbewohner ins Rampenlicht zu bringen.

Apps und Online-Plattformen wie Naturbeobachtung.at registrieren Funde von Tieren und Pflanzen in Österreich von Citizen Scienctists.

Freiwillige für botanische Besonderheiten

In der nieder­österreichischen Citizen Science kommt auch die Flora nicht zu kurz. Die Koordinierungsstelle der Schutzgebiets­betreuung in der Energie- und Umweltagentur NÖ organisiert jährlich ein Freiwilligenmonitoring, in dem Orchideen und Kuhschellen durch Privatpersonen und Schulklassen gezählt werden. Gemeinsam mit einem Experten wird so eine Datengrundlage zur Bewahrung dieser wertvollen Schutzgüter geschaffen.

Neben solcher Initiativen gibt es auch Apps, die allgemein der Meldung unterschiedlicher Tier- und Pflanzenarten dienen. iNaturalist ist ein Beispiel dafür. Wenn mehrere Expertinnen und Experten dortige Sichtungen bestätigen, bekommen diese Forschungscharakter und werden in eine große Datenbank aufgenommen. Heimische Naturschutz­organisationen setzen schon längst auf eigene Plattformen für Citizen Science. Birdlife hat mit ornitho.at bereits eine langjährige Melde-Datenbank im Einsatz, ebenso der Naturschutzbund mit der Plattform www.naturbeobachtung.at.

Citizen Science bietet also eine Vielzahl an Möglichkeiten, um aktiv an der Erforschung des Naturlandes mitzuwirken. Die frühsommerlichen Temperaturen und längeren Tage tun ihr Übriges. Nichts wie hinaus ins Grüne!