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Enthärtung von Wasser durch Ionenaustauscher
Wasser enthärten mit Ionenaustauscher: So funktioniert’s – inkl. Natriumgrenzwert, Wartung & Vorteile für Warmwasseranlagen.
Hartes Wasser kann zu Ablagerungen, Geräteschäden und höherem Energieverbrauch führen. Eine bewährte Methode zur Wasserenthärtung ist der Einsatz eines Ionenaustauschers. Dabei werden Kalzium- und Magnesiumionen, die für die Wasserhärte verantwortlich sind, durch Natriumionen ersetzt. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie ein Ionenaustauscher funktioniert, worauf Sie beim Einsatz achten müssen und welche Auswirkungen auf die Trinkwasserqualität bestehen.
Was ist ein Ionenaustauscher?
Ein Ionenaustauscher zur Wasserenthärtung ist eine technische Anlage, die Kalzium- und Magnesiumionen (Ca²⁺ und Mg²⁺) aus dem Wasser entfernt und gegen Natriumionen (Na⁺) austauscht. Dadurch wird das Wasser „weicher“ und es entstehen keine Kalkablagerungen mehr. Der Enthärtungsprozess erfolgt durch ein spezielles Kunstharz, das mit Natriumionen geladen ist. Sobald das Harz mit Kalzium und Magnesium gesättigt ist, muss es regeneriert werden – meist durch eine Spülung mit Regeneriersalz (Natriumchlorid / NaCl).
Warum nur Warmwasser enthärten?
Technische Probleme durch hartes Wasser entstehen meist bei höheren Temperaturen, z. B. in Warmwasserbereitern, Heizkreisläufen oder Waschmaschinen. Aus wirtschaftlichen und gesundheitlichen Gründen ist es daher oft sinnvoll, nur das Warmwasser zu enthärten:
- Trinkwasser bleibt unbehandelt, enthält weiterhin gesundes Kalzium und Magnesium
- Keine zusätzliche Natriumzufuhr im Trinkwasser
- Kleineres Enthärtungsgerät ausreichend - geringere Betriebskosten
- Weniger Regeneriersalz- und Spülwasserverbrauch
Aufbau & Komponenten einer Ionenaustauscher-Anlage
Ein typischer Wasserenthärter mit Ionenaustausch besteht aus:
- Rückflussverhinderer
- Schutzfilter
- Kunstharzbehälter
- Regeneriersalzbehälter (NaCl)
- Steuereinheit für automatische Regeneration
- Verschneideeinrichtung zur Wiederaufhärtung
- Optional: Dosieranlage (Korrosionsschutz bei metallischen Rohrleitungen)
- Abflussanschluss für Spülwasser
Wie funktioniert der Ionenaustausch?
Beim Durchfluss durch das Kunstharz binden sich Calcium- und Magnesiumionen an das Harz und werden gegen Natriumionen ausgetauscht. Sobald das Harz gesättigt ist, wird es regeneriert:
- Regeneration mit Salzlösung (NaCl)
- Natriumionen ersetzen Ca²⁺/Mg²⁺
- Härtebildner werden ins Abwasser gespült
Nach der Regeneration ist das Harz wieder betriebsbereit.
Wichtig: Wiederaufhärtung durch Verschneidung
Vollständig enthärtetes Wasser hat rund 0 °dH (Grad deutsche Härte) und ist nicht im Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht. Das kann:
- korrosiv auf Metalle wirken
- Seifenreste auf der Haut hinterlassen
- Hautreizungen verursachen
Deshalb wird das Wasser nach der Enthärtung wieder mit unbehandeltem Wasser verschmischt (Verschneidung). Laut Österreichischem Lebensmittel-Codex muss das Trinkwasser danach mindestens 8,4 °dH aufweisen.
Natrium im enthärteten Wasser: Grenzwerte & Hinweise
Da Kalzium und Magnesium durch Natrium ersetzt werden, steigt der Natriumgehalt im Trinkwasser. Die Trinkwasserverordnung sieht einen Richtwert von 200 mg/l Natrium vor.
- Pro enthärtetem 1 °dH werden ca. 8,2 mg/l Natrium zugeführt
- Daraus ergibt sich eine max. Enthärtung von 23–24 °dH, abhängig vom Natriumgehalt des Rohwassers
- Beispiel: Bei 40 °dH Rohwasser dürfen nur max. 23 °dH entfernt werden, um den Richtwert nicht zu überschreiten
Achtung bei natriumarmen Diäten oder Säuglingsnahrung: Rücksprache mit Arzt/Ärztin vor der Installation empfohlen.
Wartung & Hygiene bei Ionentauschern
Regelmäßige Wartung ist essenziell für die Hygiene und Funktionsfähigkeit eines Ionenaustauschers. Nicht gewartete Geräte können verkeimen.
Wichtige Wartungstipps:
- Wöchentliche Regeneration des Harzes, idealerweise automatisch
- Bei Geräten nach ÖNORM M 6254: automatische Desinfektion mit Chlor
- Kühler, sauberer Aufstellort (5–15 °C)
- Staub regelmäßig entfernen, vor allem vom Salzsack und -behälter
- Nur normierte Enthärtungsgeräte für Trinkwasser verwenden
- Härtegrad nach Verschneidung monatlich prüfen (Schnelltest)
- Harz regelmäßig erneuern, laut Herstellerangabe
Wasseranalyse & individuelle Einstellung
Die Qualität des Rohwassers kann sich ändern. Deshalb:
- Härtegrad regelmäßig prüfen
- Einstellungen der Enthärtungsanlage anpassen
- Laboranalysen durchführen, v. a. auf Bakterien wie Pseudomonas
- Hinweise des Wasserversorgers beachten
- Nur eine individuell eingestellte und gewartete Anlage gewährleistet dauerhaft optimales, hygienisch einwandfreies Trinkwasser.
Ein Ionenaustauscher zur Wasserenthärtung ist eine effiziente Lösung gegen Kalkablagerungen, Geräteschäden und hohen Energieverbrauch. Bei sachgemäßer Anwendung, Verschneidung und Wartung bleibt die Trinkwasserqualität erhalten, gesundheitliche Risiken werden vermieden und der Natriumgrenzwert eingehalten.
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