Vögel werden immer weniger

Die „Stunde der Wintervögel 2024“ von BirdLife zeigt eine dramatische Entwicklung.

Kohlmeise sitzt an einem Futterhaus.

Die Kohlmeise war mit Abstand die häufigste Art bei der "Stunde der Wintervögel".

Österreichs größtes Citizen Science-Projekt brachte im 15. Jahr einen Teilnehmerrekord. 27.821 Personen übermittelten ihre Zählungen, über 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Kohlmeise war mit Abstand der häufigste Wintervogel im Siedlungsraum, gefolgt von Haus- und Feldsperling. Durchschnittlich wurden österreichweit 32 Vögel je Zählort beobachtet. Das sind deutlich mehr als im Vorjahr, dennoch lässt sich ein negativer Trend feststellen. Auch heuer wurden im Süden Österreichs mehr Vögel beobachtet als im Norden.

Kohlmeise, Hausspatz und Feldsperling

Die Kohlmeise ist Österreichs häufigster Siedlungsvogel. Mit 5,3 Individuen pro Garten wurde sie in 89,4 Prozent der Gärten gesichtet. Der Haussperling und der Feldsperling traten ähnlich häufig auf wie in den Vorjahren. Der Haussperling flog in 45,6 Prozent, der Feldsperling in 42,1 Prozent aller Gärten.

Zwei junge Frauen stehen vor einer Hecke und beobachten etwas. Eine der beiden zeigt mit der rechten Hand nach oben.

Österreichs größtes Citizen Science-Projekt brachte mit 27.821 Personen einen Teilnehmerrekord.

Süd-Nord-Gefälle

In Süden des Bundesgebietes waren deutlich mehr Vögel pro Garten zu beobachten. In Kärnten und der Steiermark waren durchschnittlich 38,4 Vögel pro Garten zu sehen. Dieses Phänomen kann seit Beginn der Zählreihe festgestellt werden. Viele Kurzstrecken- und Teilzieher halten sich im Winter eher südlich des Alpenhauptkamms oder auch südöstlich des Alpenraumes auf.

Der Langzeittrend ist negativ

Mit 32 Vogelarten konnten zwar deutlich mehr beobachtet werden als im Vorjahr, wo sich mit 26 Vögeln pro Garten so wenige Vögel wie noch nie im Siedlungsraum aufhielten. Der Langzeittrend von 2010 bis 2024 zeigt jedoch eine kontinuierliche Abnahme der Vögel pro Zählort. Waren in den ersten sechs Jahren noch mehr als 40 Vögel pro Garten zu beobachten, ging es ab 2016 stetig bergab.

Stieglitz sitzt auf einem tief verschneiten Ast.

Zu den wenigen Vogelarten, die im Lauf der Jahre einen leicht positiven Trend aufweisen, zählt der Stieglitz.

Viele Einflussfaktoren

Das winterliche Auftreten der Vögel im Siedlungsraum wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Sie erklären auch die für Vögel typischen Bestandsschwankungen und den negativen Trend. Die Schneefälle im heurigen Winter in weiten Landesteilen trugen zu einem vermehrten Einflug in die Siedlungen bei. Ein typischer „Schneebote“, den es bei Schneefall aus dem Bergwald in die Siedlungen zieht, ist der Gimpel. Bei ihm war die Zunahme gegenüber dem Vorjahr besonders auffällig.

Nahrungsangebot beeinflusst Artenreichtum

Auch das Nahrungsangebot abseits der Siedlungen hat einen Einfluss. Der Winter 2022/23 zeigte ein besonders starkes Mastjahr bei Fichten, Buchen und Eichen mit starker Samenproduktion. Entsprechend gering war das Vogelaufkommen in den Siedlungen. Im heurigen Winter tragen die Waldbäume hingegen wenig Samen, was das vermehrte Auftreten von samenfressenden Vögeln wie Buchfink, Tannenmeise oder Kleiber im Vergleich zum Vorjahr erklärt.

Änderung des Zugverhaltens

Zu den wenigen Vogelarten, die im Lauf der Jahre einen leicht positiven Trend aufweisen, zählt der Stieglitz. Für den Teilzieher, der früher aus Österreich ganz überwiegend Richtung Mittelmeerraum abzog, wurden in den letzten Jahrzehnten kürzere Zugstrecken verzeichnet. Er überwintert mittlerweile auch in österreichischen Siedlungsräumen und kommt dann gerne zu Futterstellen.

Brutvogelatlas erschienen

Der Österreichische Brutvogelatlas fasst das aktuelle Wissen über Status und Verbreitung der heimischen Vögel zusammen. Das Projekt wird von BirdLife Österreich gemeinsam mit den Österreichischen Bundesforsten durchgeführt und vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft gefördert.