Streuobstwiesen im Mostviertel

Ein Projekt der Schutzgebietsbetreuung NÖ hat den ökologischen Wert von Streuobstbeständen im westlichen Mostviertel erhoben.

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Die Obstbaumblüte im Frühjahr überzieht das Mostviertel mit einem weißen Mantel.

(28.01.2022/ MF) Das Mostviertel ist eine alte Kulturlandschaft mit einzigartigen Naturräumen, die Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten sind. Vor allem die nördlichen, hügeligen Bereiche sind über weite Strecken von einer intensiv genutzten Agrarlandschaft geprägt. Streuobstwiesen sind hier die letzten verbliebenen Strukturen in der Landschaft. Sie drücken dem Mostviertel ihren Stempel auf und verleihen der Landschaft einen einzigartigen Charakter.

Ein weißes Meer zur Obstbaumblüte

Die prächtigen Blüten der Apfel- und Birnbäume hüllen im Frühjahr das Mostviertel in einen weißen Mantel. Naturschutzfachlich sind die Streuobstwiesen oft letzte Inseln mit hoher Biodiversität. Sie bieten Lebensraum für zahlreiche Vogel-, Fledermaus- und Insektenarten. Die Wiesen im Unterwuchs der Baumbestände sind meist deutlich artenreicher als jene Grünlandflächen, auf denen eine ungehinderte Mahd stattfinden kann. Die Baumbestände selbst setzen sich aus zahlreichen Unterarten von Birne, Apfel, Zwetschke oder Mirabelle zusammen.

Streuobstwiesen sind Hotspots der Artenvielfalt

Die noch verbliebenen Obstbaumbestände sollen gesichert werden und das Landschaftsbild des Mostviertels mit seiner Vielfalt bewahren. In den letzten Jahrzehnten ist ein starker Rückgang von strukturreichen und extensiv bewirtschafteten Streuobstwiesen zu beobachten. Vogelarten wie Steinkauz, Gartenrotschwanz, Halsbandschnäpper und verschiedene Spechte, aber auch die Bechsteinfledermaus oder Insekten wie der seltene Eremit und Wildbienen sind davon betroffen. Auch seltene Lebensraumtypen wie Glatthaferwiesen und Trespen-Schwingel-Kalktrockenrasen verschwinden mit den Streuobstbeständen.

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Seltene Arten wie etwa der Steinkauz finden in extensiv genutzten Streuobstwiesen einen Lebensraum.

Lebensraum für seltene Vögel und Fledermäuse

Die im Projekt formulierten Maßnahmen sollen ausgewählte Streuobstwiesen erhalten, durch Gespräche mit den GrundbesitzerInnen wird die Umsetzung dieser Maßnahmen möglich. Die Wiesenvegetation besteht zwar häufig aus artenarmen Fettwiesen, die meist intensiv gedüngt werden. In diesen Beständen finden sich aber oft auch kleine Bereiche mit wertvollen Arten. Daher besteht für viele Flächen eine große Chance, dass sich bei geeigneter Bewirtschaftung langfristig wieder artenreiche Wiesen entwickeln können. In fast allen Streuobstwiesen finden sich Baumhöhlen, in einigen Flächen gab es einen hohen Anteil an Totholz. Alte Streuobstbestände mit reichem Totholz- und Höhlenangebot sind Lebensraum für Bunt-, Grün-, Grau-, Schwarz- und den seltenen Mittelspecht. Dazu gesellen sich 12 bis 15 Fledermausarten, darunter Raritäten wie die Kleine Hufeisennase, Bechstein-, Mops- und Wimperfledermaus sowie das Mausohr.

In einem neuen Video erfahren Sie mehr über die Bedeutung von Streuobstwiesen für die Biodiversität.

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