Neue Flechte im Lassingtal
Forschern gelang der österreichweite Erstnachweis einer sehr seltenen Flechte im Wildnisgebiet.
Die Flechten-Spezialisten des Wildnisgebiets Dürrenstein-Lassingtal Franz Berger und Othmar Breuss konnten auf einer Exkursion im Oktober 2023 die seltene Flechte Pyrenocarpon theleostomum nachweisen.
Erster Fund für ganz Österreich
Dabei handelt es sich nicht nur um einen Erstfund im Wildnisgebiet, sondern auch für ganz Österreich. Insgesamt gibt es von dieser Art in Europa und den USA nur acht Datensätze im GBIF. Das Global Biodiversity Information Facility ist ein internationales Netzwerk mit der Aufgabe, Informationen zur Biodiversität aus zahlreichen Datenbanken in einem zentralen Portal zusammenzufassen.
Flechten sind Indikatoren für die Luftqualität
Flechten sind eine Lebensgemeinschaft zwischen Pilz und Alge oder Bakterien. Durch die Symbiose kann der Organismus eine weite Palette an Nährstoffen beziehen, die er einzeln nicht abdecken könnte. Dieses System ist sehr sensibel. In der Luft enthaltene Giftstoffe werden von Flechten ungefiltert aufgenommen und können den Organismus aus dem Gleichgewicht bringen. Daher spielen Flechten eine bedeutende Rolle als Indikatoren für die Qualität von Lebensräumen. Bei abnehmender Luftqualität verschwinden die Flechten, weshalb deren Anwesenheit Rückschlüsse auf den Zustand des Lebensraumes zulässt.
Viele einst häufige Flechtenarten sind heute bereits selten geworden. Der Vegetationskörper von Pyrenocarpon theleostomum ist dunkelbraun bis oliv gefärbt und leicht rissig und krustenartig. Im nassen Zustand quillt sie gallertartig auf. Die Flechte siedelt sich an mehr oder weniger kalkhaltigen Gestein, aber auch basischen Silikat entlang von Bächen und Flüssen in eher niedriger Höhenlage an. Der Fundort im steirischen Lassingtal deckt sich demnach mit den Lebensraumansprüchen dieser seltenen Art.
Einer der letzten unberührten Wildbäche Österreichs
Der Lassingbach ist einer der letzten unberührten Wildbäche Österreichs und wird von alten Buchen-Mischwäldern begleitet. Diese Wälder werden seit 2023 auch unter dem UNESCO Weltnaturerbe „Alte Buchenwälder Europas“ geführt. Seit 2021 ist das Lassingtal Teil des Wildnisgebiets, das nun zu 80 Prozent auf Flächen der Österreichischen Bundesforste liegt und fortan den Namen Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal trägt.
Wildnisgebiet ist Refugium für zahlreiche Arten
Durch diesen Schutzstatus werden alle ökologischen Prozesse geschützt, was eine natürliche Dynamik des Fließgewässers und eine Lebensraumvielfalt mit einer damit verbundenen einzigartigen Biodiversität zulässt. Der Fund dieser seltenen Flechte zeigt erneut, dass das Wildnisgebiet ein Refugium für zahlreiche Arten und einen Anker unserer heimischen Biodiversität darstellt.