Blau-gelber Bodenbonus

Mit der neuen Entsiegelungsprämie setzt das Land Niederösterreich ein Zeichen für die Bedeutung des Bodens.

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Thomas Knoll, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Landschaftsarchitektur, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf bei der Präsentation des „blau-gelben Bodenbonus“.

Mit der Initiative nimmt das Land  in den nächsten drei Jahren sechs Millionen Euro in die Hand und will ein Investitionsvolumen von mindestens 15 Millionen Euro auslösen. Gefördert werden bis zu 50 Prozent der Entsiegelungskosten , womit eine großangelegte Initiative für Städte, Gemeinden, Gemeindeverbände und Vereine zur Wiederherstellung von Lebensraum gestartet werden soll.

Lanzenkirchen, Hafnerbach und Tulln sind Vorreiter

„Mit der Entsiegelungsprämie wollen wir der Natur Stück für Stück Boden zurückgeben. Der Boden hat für uns alle eine wichtige Funktion, denn er ist Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen, Basis für die Lebensmittelproduktion und er speichert CO2 und Wasser“, erklärte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner bei der Präsentation des Bodenbonus.  Schon jetzt gibt es gute Beispiele etwa in Lanzenkirchen und Hafnerbach, die ihre Hauptplätze entsiegelt haben oder auch das Großprojekt der Stadt Tulln, die den Nibelungenplatz umgestalten und damit den versiegelten Anteil von 7.200 auf 1.500 Quadratmeter reduzieren wird.

Schon jetzt ist ein Drittel der Landesfläche geschützt

Mikl-Leitner verwies auch auf weitere Maßnahmen des Landes, um Boden zu schützen. Ein Drittel der Gesamtfläche des Landes ist Naturschutzgebiet, Niederösterreich hat auch die meisten Natur- und Nationalparks in ganz Österreich und mit dem Wildnisgebiet Dürrenstein den größten Urwald Mitteleuropas. Dazu kommt ein strenges Raumordnungsgesetz. „All das sind Maßnahmen, die dazu dienen, so wenig Boden wie möglich zu beanspruchen und trotzdem eine erfolgreiche Entwicklung Niederösterreichs zu garantieren, etwa wenn es um Wirtschaft, Arbeitsplätze oder auch um Wohnraum geht“, so Mikl-Leitner.

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Am Hauptplatz von Lanzenkirchen wurden bereits 2020 kommunale Flächen entsiegelt.

Klare Widmungsbremse für neues Bauland

In Niederösterreich geht man mit den Böden sehr sensibel um. Seit eineinhalb Jahren gibt es eines der strengsten Raumordnungsgesetze mit einer Vielzahl an Richtlinien, wie etwa die Pflicht von Mobilisierungsmaßnahmen bei allen Neuwidmungen. Damit müssen neu gewidmete Bauparzellen, die nach einer bestimmten Zeitspanne nicht bebaut werden, automatisch zurückgewidmet werden. „Neue Einkaufszentren auf der grünen Wiese sind in Niederösterreich schon mehrere Jahre verboten. Durch diese klare Widmungsbremse für  Bauland wird weniger neu gewidmet und stattdessen alte Baulücken genützt. Überdies setzen wir auf gemeindeübergreifende Planung mit derzeit 20 regionalen Leitplanungen, bei denen Siedlungsgrenzen festgelegt werden, also rote Linien, über die nicht mehr gewidmet und gebaut werden darf“, erklärte LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf.

Nur mehr ein halber Hektar pro Tag wird verbaut

Die Maßnahmen zeigen schon Wirkung. Wurde vor fünf Jahren noch mehr als ein Hektar pro Tag neu gewidmet, liegt der Wert in Niederösterreich nur mehr bei knapp über einem halben Hektar pro Tag. Es ist damit das Bundesland mit der geringsten Flächeninanspruchnahme und der geringsten Versiegelung österreichweit. „Wir sind mit diesen Maßnahmen von weniger Neuwidmungen und mehr Mobilisierung der Baulandreserven auf dem richtigen Weg. Der nächste wichtige Schritt dieses Bodenschutzpaketes ist der blau-gelbe Bodenbonus“, zeigte sich Pernkopf überzeugt.

eNu als Anlaufstelle und Drehscheibe

Gefördert werden im Rahmen der Initiative aber nicht nur Projekte zur Entsiegelung, sondern auch Maßnahmen zur Wasserversickerung, -speicherung und –verdunstung, um so das Mikroklima wieder zu stärken. Anlaufstelle und Drehscheibe wird vor allem die Energie- und Umweltagentur des Landes sein, deren Aufgabe es ist, die Gemeinden zu beraten und die Abwicklung der Projekte vorzunehmen.