Unsere Flüsse brauchen Schutz

In Niederösterreich wurden in den letzten 10 Jahren mehr als 100 Millionen Euro in Renaturierungen investiert.

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Von den 32.267 Flusskilometern in Österreich weisen nur 17 Prozent eine freie Fließstrecke auf.

Der 3. Nationale Gewässerbewirtschaftungsplan (NGP) wird Anfang kommenden Jahres für sechs Jahre in Kraft treten. Dieses Planungsinstrument dient zum Schutz, zur Verbesserung und zur nachhaltigen Nutzung der Gewässer. Die Situation unserer Flüsse ist jedoch besorgniserregend. ExpertInnen des Umweltdachverbandes und des WWF fordern daher verstärkte Bemühungen um unsere Flüsse.

Verschwindet der Huchen aus unseren Flüssen?

32.267 Flusskilometer in Österreich wurden im Rahmen der Biodiversitätsstrategie untersucht. Ein Drittel dieser Strecken gilt als besonders schutzwürdig, nur 17 Prozent weisen eine freie Fließstrecke auf, lediglich ein Prozent der Gewässer wird von ökologisch intakten Auen begleitet. 60 Prozent verfehlen derzeit den guten ökologischen Zustand, der von der EU-Wasserrahmenrichtlinie bis 2027 gefordert wird. Besonders gefährdet ist neben der Äsche vor allem der Huchen, der in den kommenden zwei Jahrzehnten in Österreich auszusterben droht.

Ökologisch intakte Flüsse dürfen nicht verbaut werden

Großer Bedeutung kommt der Renaturierung unserer Flüsse zu. Für den Umweltdachverband braucht es daher einen österreichweiten Renaturierungskatalog. Eine Gewässerkarte soll bestehende naturnahe, ökologisch besonders wichtige Fließgewässer und potenzielle Abschnitte für eine Renaturierung ausweisen. Diese Flussabschnitte müssen für Kraftwerksbau tabu sein. Angesichts des Klimawandels steigt die Bedeutung von funktionsfähigen Ökosystemen. Naturnahe Gewässer verkraften hohe Temperaturen besser als regulierte Abschnitte. Für den WWF ist Österreich jedoch weit davon entfernt, die EU-Ziele zu erreichen. Laut NGP sind mindestens 3,2 Milliarden Euro erforderlich, bisher sind aber nur 200 Millionen Euro an Bundesmitteln gesichert.

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Barrieren in Flüssen wie etwa Wehre oder Dämme verhindern das Wandern von Wasserlebewesen.

Sieben Maßnahmen für unsere Flüsse

Neben der Aufstockung der Geldmittel fordert der WWF daher sieben Maßnahmen für intakte, klimafitte Flüsse und Seen. Dazu gehört etwa die Verringerung der Schwall-Sunk-Belastung der Speicherkraftwerke. Dabei steigt und sinkt der Wasserspiegel in den Flüssen oft mehrmals täglich. Jedes Jahr fallen diesem Vorgang bis zu 200 Millionen Jungfische und Fischlarven zum Opfer. Entfernt werden sollen auch unnötige Barrieren. 27.000 Querbauwerke (Staumauern, Sohlschwellen etc.) machen Österreichs Flüsse für Fische unpassierbar. Der neue NGP sieht jedoch bei nur 300 davon einen Umbau vor. Der WWF fordert, dass Barrieren konsequent rückgebaut werden. Ein großes Problem sind auch 4.500 Kilometer an Restwasserstrecken. Für alle Flussstrecken ist bis 2023 die Wassermenge so zu erhöhen, dass die wesentlichsten ökologischen Funktionen gewährleistet sind.

Vorrang für naturnahe Flüsse im Naturland

Niederösterreich leistet durch die Umgestaltung von regulierten Gewässern in ökologisch intakte Lebensräume einen wichtigen Beitrag für die Artenvielfalt. Gleichzeitig entstehen aber auch attraktive Nah­erholungs­räume für die Bevölkerung. Beispiele sind die Renaturierung des Michelbachs im Bereich von Böheimkirchen, die naturnahe Umgestaltung der Mündung der Traisen und die Entfernung von Querbauten an der Ybbs. Zwei LIFE-Projekte beschäftigen sich mit der „Auenwildnis Wachau“ und dem Unterlauf der March. In Niederösterreich wurden in den letzten 10 Jahren mehr als 100 Millionen Euro in Fischaufstiegshilfen, Rückbauten und Renaturierungen investiert.