Schwammstadt sichert Bäumen das Überleben

Das Schwammstadt-Prinzip ermöglicht Bäumen in der Stadt die gesunde Entwicklung auch auf befestigten Flächen.

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Das Ergebnis des Schwammstadt-Projektes in Lanzenkirchen kann sich sehen lassen.

Durch fortschreitende Versiegelung und vermehrte Starkregenereignisse landet das Regenwasser nicht mehr dort, wo es gebraucht wird. Statt im Boden zu versickern, fließen die Niederschläge oberflächlich ab. Was den Bäumen zum Leben fehlt, macht in den Flüssen große Probleme.

Baum braucht Raum

Bäume liefern Sauerstoff, werfen Schatten, kühlen die Umgebung und wirken als Staubfilter. Sie erreichen ihr volles Potential aber erst nach rund 30 Jahren, wenn sie eine große Krone entwickelt haben. Die Kronengröße hängt vom Wurzelvolumen ab. Zu kleine Baumgruben, schlechter Boden, Verdichtung und Schadstoffe führen dazu, dass sich Bäume in Städten nur schlecht entwickeln. Die meisten Straßenbäume erreichen nur mehr ein Alter von 15 bis 20 Jahren. Das Schwammstadt-Prinzip stellt unter der befestigten Oberfläche Wasser für die Bäume zur Verfügung. Das schafft mehr Spielraum für die Gestaltung des öffentlichen Raums.

Ein Schwamm im Boden hält das Wasser fest

Mit dem innovativen Schwammstadt-Prinzip wird unterirdischer Retentionsraum für Niederschläge geschaffen, was wiederum das Kanalsystem entlastet und Hochwasserspitzen mildern kann. Es entsteht Wurzelraum für Bäume unter befestigten Flächen wie Gehwegen, Parkplätzen und Straßen. Dafür muss der Straßenunterbau eine geeignete Struktur aufweisen, die sowohl den technischen Anforderungen des Straßenbaus als auch den biologischen Ansprüchen von Bäumen gerecht wird.

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Drainageschläuche und Bodensubstrat beim Projekt in Mödling

Mensch, Pflanzenwelt und Kleinklima freuen sich

Mit dem unterirdischen Schwamm, der den Boden auch in Trockenperioden mit Wasser versorgt, lässt es sich als Stadtbaum gut leben. Die Schaffung von Versickerungs- und Verdunstungszonen tut nicht nur den Pflanzen, den Menschen und dem Ortsbild gut. Mehr Grün im Siedlungsraum hat positive Auswirkungen auf das lokale Kleinklima und reguliert die Temperatur und die Luftfeuchte. In bewachsenen Bereichen sind eine höhere Staubbindung und mehr Schutz gegen Lärm und Wind gegeben. Die bessere Versickerung kommt dem Grundwasser zugute. Mehr Pflanzen bedeuten aber auch eine Zunahme der Biodiversität.

Wie funktioniert der „Schwamm“ im Boden?

Für ausreichend Wurzelraum werden unter befestigten Flächen grobe, kantige Steine mit einheitlicher Korngröße eingebaut.  Diese tragende Schicht leitet die Verkehrslast in den Untergrund ab. Feinsubstrat aus mineralischen und organischen Bestandteilen sorgt in den Hohlräumen für die Versorgung des Baums. Das Prinzip wurde in einem Pilotprojekt bei der Sanierung der Ortsdurchfahrt in Eggenburg angewandt. Neben der Straßenbauabteilung Hollabrunn waren die HBLFA Schönbrunn und der Arbeitskreis Schwammstadt beteiligt. Bemerkenswert ist, dass bei diesem Projekt zu fast 100 Prozent Materialien aus der Region verwendet wurden. Der „Arbeitskreis Schwammstadt“ wurde 2018 mit Unterstützung der Österreichischen Gesellschaft für Landschaftsarchitektur gegründet und arbeitet an der Weiterentwicklung praxistauglicher Lösungen zum Schwammstadt-Prinzip.

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