Eingeschleppter Plattwurm erstmals im Naturland entdeckt

Der Wurm wurde in einer Gärtnerei in Tulln nachgewiesen und kann zu einer Gefahr für heimische Regenwürmer werden.

Nachgewiesener Plattwurm aus Südamerika auf einem hellgrünen Untergrund.

Der potenziell invasive Plattwurm wurde erstmals in Niederösterreich nachgewiesen.

In Niederösterreich wurde zum ersten Mal der aus Südamerika stammende Plattwurm Obama nungara entdeckt. Forschende des Naturhistorischen Museums Wien und der Universität Innsbruck konnten durch genetische Analysen eindeutig bestätigen, dass es sich um diese eingeschleppte Art handelt. Gefunden wurden vier Tiere in einer Gärtnerei bei Tulln.

Plattwurm ohne US-Hintergrund

Obama nungara ist ein Plattwurm, der am Boden lebt, meist in feuchten Bereichen wie unter Steinen, Laub oder Holz. Die Art kommt ursprünglich aus Südamerika und breitet sich seit einigen Jahren über den europäischen Pflanzenhandel aus. Ihr Name hat übrigens nichts mit dem US-Präsidenten zu tun – er stammt aus der indigenen Sprache Tupi und bedeutet „Blatt-Tier“.

Obama nungara ist leicht zu erkennen

Die Tiere können über 5 cm lang werden und haben ein charakteristisches, leicht getigertes Muster aus Längsstreifen sowie viele kleine Augen. Wer sie einmal gesehen hat, erkennt sie wieder – sie sehen ein bisschen aus wie flache, gemusterte Blätter, die sich langsam über den Boden bewegen.

Wurm mit starker Ausbreitung

Das Besondere (und Problematische) an Obama nungara: Der Wurm ist ein sehr effizienter Räuber, der sich vor allem von Regenwürmern, Schnecken und Insektenlarven ernährt. Da sie kaum Feinde hat, kann sie sich in günstigen Gebieten stark vermehren. Beobachtungen aus Frankreich zeigen, dass sich in nur einem einzigen Garten innerhalb eines Monats über 1.500 Tiere sammeln lassen. Das deutet darauf hin, dass die Art lokal sehr hohe Dichten erreichen kann.

Plattwurm als Gefahr für heimische Regenwürmer?

Regenwürmer spielen eine entscheidende Rolle im Boden:

  • Sie durchmischen Erde
  • fördern die Bodenfruchtbarkeit
  • verbessern die Wasseraufnahme
  • bauen organisches Material ab

Wenn eine neu eingeschleppte Art wie Obama nungara große Mengen von Regenwürmern frisst, könnte sich das langfristig auf die Bodenqualität auswirken. Wie stark dieser Einfluss tatsächlich sein wird, müssen weitere Studien zeigen.

Weitere Entwicklung in Österreich unklar

Österreich liegt am Rand des bisher bekannten Verbreitungsgebiets. Ob sich die Art hier dauerhaft ansiedeln kann, ist noch unklar – das Klima ist vielerorts kühler und trockener als in Westeuropa. Mit steigenden Temperaturen durch den Klimawandel könnten aber künftig mehr geeignete Lebensräume entstehen.

Der frühe Nachweis von Obama nungara zeigt, wie wichtig ein gezieltes Monitoring und frühzeitige Maßnahmen gegen invasive Arten sind. Alle, denen die Natur ein Anliegen ist, sind dazu aufgerufen, Funde fotografisch zu dokumentieren und an Naturbeobachtungs-Plattformen sowie Expertinnen und Experten zu melden!