Reptil des Jahres 2015: Die Europäische Sumpfschildkröte

Die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) ist die einzige heimische Schildkröte und gilt in ganz Europa als gefährdet. Sie wurde vom Naturschutzbund Österreich, dem Tiergarten Schönbrunn und der Österreichischen Gesellschaft für Herpetologie zum Reptil des Jahres 2015 gekürt.

europaeische_sumpfschildkroete_nationalparkdonauauen_schneider

An warmen Sommertagen kann man beobachten, wie sie regungslos auf Baumstämmen oder im Wasser schwimmenden Ästen ein Sonnenbad nimmt. Früher war die Sumpfschildkröte in ganz Europa weit verbreitet. Durch starke Bejagung - sie galt wie viele wasserlebende Tiere lange Zeit als Fastenspeise - und die Zerstörung des Lebensraumes gehen die Bestände drastisch zurück. In Österreich gibt es nur mehr eine intakte Population mit etwa 1500 Tieren in den Donauauen unterhalb von Wien.

Der Nationalpark und der Tiergarten Schönbrunn führen hier seit 1997 ein Artenschutzprojekt durch, um die Gelege vor Fressfeinden zu schützen. Auf die frisch geschlüpften Jungtiere haben es Wildschwein, Fuchs und Dachs, aber auch Raben, Krähen und Elstern abgesehen. Im Wasser angekommen, stellen ihnen Hecht und Wels nach. Die Weibchen legen im Juni ihre Eier an trockenen, sandigen Stellen ab, die oft mehrere Hundert Meter vom Gewässer entfernt sind. Bis zu 20 Eier werden in eine etwa 10 Zentimeter tiefe Nesthöhle abgelegt. Im Herbst schlüpfen die Jungtiere und überwintern meist in der Nesthöhle. Auch die erwachsenen Tiere halten von Ende Oktober bis März Winterruhe.

Sumpfschildkröten verbringen die meiste Zeit im Wasser mit Nahrungssuche und ausgiebigen Sonnenbädern.

Die Nahrung besteht aus Schnecken, Krebsen und Insektenlarven, aber auch Kaulquappen und Aas stehen auf dem Speiseplan. Gelegentlich finden Sumpfschildkröten ihre Beute auch an Land. Zum Fressen müssen sie aber wieder in das Gewässer zurück, da sie nur unter Wasser ihre Nahrung schlucken können. Ihr Lebensraum sind stehende oder langsam fließende Gewässer wie Teiche, Tümpel und die Stillwasserzonen von Seen, aber auch Altarme und Augewässer. Die Tiere werden bis zu einem Kilogramm schwer und können ein Alter von 60 Jahren erreichen.

Die Gefährdung der Sumpfschildkröte ergibt sich nicht nur durch die zahlreichen Feinde, sondern vor allem durch die fortschreitende Zerstörung ihres Lebensraumes. Verbauungen, Regulierungen und Trockenlegungen engen die geeigneten Biotope immer mehr ein. Dazu kommen nicht heimische Schildkröten-Arten, die ausgesetzt werden und eine Bedrohung für die letzten heimischen Populationen darstellen.